für die Menschen in Bonn, Rhein-Sieg-Kreis und die Nachbarn an Rhein, Ahr und Erft

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Unsere Politikerinnen und Politiker wachsen in diesen Krisenzeiten über sich hinaus und wir sollten Ihnen mehr Anerkennung und Verständnis zollen.

Ich bin jetzt mehrere Wochen mit dem Thema schwanger gegangen, so nach dem Motto „Nach

Corona sind wir alle schwanger, übergewichtig und/oder Alkoholiker“, aber

zumindest aus zwei Gründen ist es jetzt doch soweit, dass ich niederkommen muss.

Erstens  mehren sich in den (a)sozialen Medien wieder die Beschimpfungen, Angriffe, Forderungsorgien von Schon-Immer-Besserwissern und Hobby-Virologen, die uns ihre wissenschaftliche Sicht der Dinge um Covid-19 als einzige Wahrheit verkaufen wollen. Zweitens habe ich Angst, dass es nach der Krise zu einer stärkeren Polarisierung und Fragmentierung von Gesellschaft und Politik in Deutschland kommt, die Ränder links und rechts weiter erstarken. Dass sich Feinde der Demokratie, unseres Staates mit Gewalt und (politisch motivierten) Anschlägen und Morden Gehör und weiteren Zulauf verschaffen.

Bonn ist nicht Weimar, aber die Berliner Republik ist nicht mehr Bonn. Ich weiß, dass einige Facebook-Freunde gänzlich anderer Meinung sein werden, dann lest einfach nicht weiter oder entfreundet Euch. Aber eine persönliche Lehre aus Corona-Zeiten ist, dass unsere Demokratie politische Menschen braucht, die miteinander diskutieren und mit Argumenten streiten und nicht aus lauter Neutralität schweigen.

Gewiss, wir haben vieles falsch gemacht, wir waren wie so viele Staaten nicht vorbereitet – Ausnahme vielleicht Taiwan oder Südkorea. Russland und die Türkei waren so was von vorbereitet, aber lassen wir das… Wir haben unser Gesundheitssystem auf Effizienz getrimmt, wir hatten weder ausreichende Schutzausrüstung noch Masken und eine App gibt es immer noch nicht.

Fragen wir uns aber: In welchem Land würden wir heute lieber leben? In God´ s own country, wo wir mit Desinfektionsmitteln vollgepumpt und so lange unter UV-Strahlung gesetzt werden, bis wir die Gesichtsfarbe des größten Präsidenten aller Zeiten angenommen haben? Auf der großen Insel, die lange vor dem Brexit aus dem nationalen Gesundheitssystem ausgestiegen ist? An den Stränden Südeuropas, wo nicht nur unser Sommerurlaub ins Wasser fällt? In Taka-Tuka-Land – happy Birthday Pippi Langstrumpf – wo Leichen den Sonderweg pflastern? Bei unserem so gelobten südlichen Nachbarn, wo das Aufräumen erst nach den Apres-Ski-Parties erfolgte?

Unsere zur Zeit komfortable Gesundheits-Situation hat schon etwas mit unserer politischen Führung zu tun. Gerade in Krisenzeiten zeigen sich Führungsqualitäten oder eben auch nicht. Das gilt nicht nur, aber insbesondere für Politikerinnen und Politiker. Dabei kommt es auch auf Herkunft an, sei es beruflicher oder landsmannschaftlicher Natur. Da gibt es den zupackenden Süddeutschen, der sich zu ungeahnten Zustimmungsraten aufschwingt und eine durchweg gute, klare, zuweilen gar verschmitzte Figur macht und sich zu Höherem in den Augen vieler gerade qualifiziert.

Da gibt es die im Rheinland so unterschätzten verkühlten Hanseaten, die bedächtig, unaufgeregt, aber dennoch empathisch durch die Krise steuern. Der oberste Herr aller Finanzen, der alle überzeugt, bis auf seine eigene Partei. Und sein Nachfolger, der erste Bürger der stolzen und freien Hansestadt, der im Hintereingang der Handelskammer residiert. Vorher – nicht nur mir – nur maximal dem Namen nach bekannt, der zudem auch noch als Molekularbiologe im UKE viel von der Corona-Materie versteht und auch deshalb besonders glaubwürdig wirkt und ist.

Und die Mieterin in Deutschlands größter Waschmaschine, die noch immer um die Ecke der Museumsinsel einkaufen geht und auch sonst nichts von Abgehobenheit und Allüren ausstrahlt. Eine Physikerin denkt und entscheidet wohl anders als viele Alphatiere, wägt bedächtig ab und glaubt nicht den Stein der Weisen gefunden zu haben. Es geht ja nicht darum, den Virologen die Entscheidungen zu überlassen, aber diese Fachleute bilden mit ihren Daten und Erkenntnissen die Grundlagen, auf denen erst Politik und politische Entscheidungen möglich werden.

Auch wenn unser Öcher Landesvater seine eigene Interpretation des Geschehens und seine Haus-Virologen hat und zeigt, wie wenig souverän er in Krisenzeiten agiert. Wobei ich noch nicht einmal bezweifle, dass sein Ansatz der schlechtere sein muss oder ist.

Unsere Politikerinnen und Politiker wachsen in diesen Krisenzeiten über sich hinaus und wir sollten Ihnen mehr Anerkennung und Verständnis zollen.

Rund um die Uhr versuchen sie uns und unser Land durch diese hoffentlich einzigartige Krise zu steuern und uns fällt nichts anderes ein als zu lamentieren, fordern und kritisieren. Und dass nicht sachlich, sondern immer mit persönlichen Angriffen und Vorwürfen. Wir sind ein Land mit vielen Klugsch…

Die Krise erfasst immer mehr Handwerksbetriebe in der Region. Mittlerweile ist nahezu jeder Betrieb von den Auswirkungen betroffen.

Die Corona-Krise erfasst immer mehr Handwerksbetriebe in der Region. Mittlerweile ist nahezu jeder Betrieb von den Auswirkungen betroffen. Im März war es noch fast jeder zweite Betrieb. Das zeigt eine neue Blitzumfrage, die die Handwerkskammer zu Köln unter ihren Mitgliedsbetrieben durchgeführt hat.

81,4 Prozent der Betriebe, die an der Umfrage teilgenommen haben, gaben an, von der Corona-Krise betroffen zu sein. Ausschlaggebend dafür sei vor allem die nachlassende Nachfrage und der dadurch resultierende Umsatzrückgang.  Die Handwerkskammer appelliert deshalb nicht nur an die öffentliche Hand, sondern auch an jede Bürgerin und jeden Bürger sowie an private Investoren, Aufträge zu vergeben:  Jeder Auftrag, sei er auch noch so klein, sichert Existenzen. Aufträge sichern Beschäftigung. Aufträge sichern die Zukunft junger Azubis. Wir sollten darüber nachdenken, was wir ewig vor uns hergeschoben haben: Kann jetzt zum Beispiel die Wand gestrichen werden? Kann das Auto zum Reifenwechsel in die Werkstatt? Kann endlich das alte Holzregal in die Tischlerei, damit es aufgearbeitet wird?

In vielen Betrieben kann weitergearbeitet werden, weil die zugesagten Soforthilfen des Landes NRW tatsächlich ohne viel Bürokratie auf den Konten der Betriebsinhaber gelandet sind. Für die schnelle Umsetzung bin ich sehr dankbar. Die enge Zusammenarbeit zwischen unserer Kammer, dem NRW-Wirtschaftsministerium und der Bezirksregierung Köln hat sich bezahlt gemacht.

Man sollte auch daran denken, dass es für eine Reihe von Handwerkeraufträgen steuerliche oder andere Förderung gibt, zum Beispiel für haushaltsnahe Dienstleistungen, den Wohnungsbau  oder die energetische Gebäudesanierung.

Von der Corona-Krise am stärksten betroffen sind nach wie vor das Handwerk für den privaten Bedarf (97,8 Prozent) sowie das Gesundheitshandwerk (97,7 Prozent): Dazu gehören Friseure, Uhrmacher, Maßschneider, Schuhmacher, Textilreiniger, Fotografen und Kosmetiker, Augenoptik, Hörgeräteakustik, Orthopädietechnik, Orthopädieschuhmacher und Zahntechnik.

Aber auch das Handwerk für den gewerblichen Bedarf (Metallbau, Gebäudereinigung, Elektromaschinenbau) und das Lebensmittelhandwerk (Bäckereien, Konditor, Fleischer) bekommen die Krise mit voller Wucht zu spüren: Hier sind es jeweils über 80 Prozent der Betriebe, die angeben, betroffen zu sein, dicht gefolgt von Betrieben, die zum Ausbaugewerbe (Maler- und Lackierer, Elektrotechnik, Fliesenleger, Tischler, etc.) zählen: Hier sind es 72,5 Prozent.

An der Umfrage (31.März bis 07.April) haben 1.890 Betriebe (ca. 15.000 Beschäftigte) aus dem gesamten Kammerbezirk teilgenommen.

Foto © Handwerkskammer zu Köln

Jedes vierte Unternehmen im Bezirk der Industrie- und Handelskammer (IHK) Bonn/Rhein-Sieg verspürt insolvenzbedrohende Umsatzrückgänge.

Aktuelle Umfrage der IHK Bonn/Rhein-Sieg

Jedes vierte Unternehmen im Bezirk der Industrie- und Handelskammer (IHK) Bonn/Rhein-Sieg verspürt insolvenzbedrohende Umsatzrückgänge. Das hat eine aktuelle Umfrage der IHK unter den Mitgliedern der Vollversammlung und der Ausschüsse ergeben. Demnach rechnen zehn Prozent der Unternehmen mit einem Umsatzrückgang von mehr als 50 Prozent, 26 Prozent mit einem Rückgang zwischen 25 und 50 Prozent.


Insbesondere das Reisegewerbe, die Gastronomie sowie der Veranstaltungs- und Messebereich stehen mit dem Rücken an der Wand und benötigen Perspektiven und Hilfen. Die Öffnung von Einzelhandelsgeschäften bis zu 800 Quadratmetern ist ein erster wichtiger Schritt, dem weitere folgen müssen. Die Gesundheit steht natürlich über allem, aber wenn der Mindestabstand, die Hygiene- und Sicherheitsvorkehrungen – also das social distancing – gewährleistet sind, sollten auch größere Geschäfte und weitere Branchen folgen.

Die Wirtschaft ist bereit, sich aktiv und finanziell bei den erforderlichen technischen und organisatorischen Maßnahmen vor Ort einzubringen. Auch deshalb befürwortet die IHK eine Maskenpflicht im ÖPNV oder in den Einzelhandelsgeschäften. Viele Restaurants haben Kreativität bei der Einrichtung von Lieferdiensten und Abholservices bewiesen. Mindestabstand und Kontaktverbot lassen sich mit intelligenten Lösungen auch in der Gastronomie umsetzen. Wo Unternehmen dies unter dem Einhalten des Gesundheitsschutzes von Gästen und Mitarbeitenden ermöglichen können, sollten wir über eine Öffnung nachdenken, um den Betrieben eine wirtschaftliche Perspektive zu geben.


Für über drei Viertel der Unternehmen ist das Wiederanfahren des Geschäftsbetriebs ohne Vorlauf möglich.

57 Prozent machen das Wiederanfahren von den Konsumenten oder der Nachfrage abhängig; 32 Prozent von der Umsetzung notwendiger Schutz- und Hygienemaßnahmen. Bei den eigenen Schutz- und Hygienemaßnahmen im Unternehmen stehen die Mindestabstandsregel (84 Prozent) Desinfektionsmaßnahmen für Kunden und Mitarbeiter (80 Prozent), Mundschutz (58 Prozent) sowie Homeoffice (50 Prozent) ganz oben auf der Prioritätenliste.


Generell bewerten unsere Unternehmen die Maßnahmen von Bund und Land in dieser außergewöhnlichen Krisensituation sehr positiv. Mit dem Kurzarbeitergeld, den Soforthilfen und den KfW-(Schnell)-Krediten ist vieles schnell umgesetzt worden.

Aus dieser Zeit zu lernen, ist unsere Verpflichtung. Es gilt nun, Abläufe zu hinterfragen, zu evaluieren und zukunftsweisende Lösungen zu installieren.

Das Corona-Virus (SARS-CoV-2 / Covid-19) hat uns alle in unserem normalen Leben ausgebremst und vor große Herausforderungen gestellt. Wir befinden uns derzeit in einer Krisensituation, die es so noch nicht gegeben hat. Um diese bewältigen zu können, mussten wir unseren Alltag und unsere liebgewonnenen Gewohnheiten von heute auf morgen „auf den Kopf stellen“. Ich kann Ihnen versichern, das ist für uns alle schwierig.

Auch mich als Vorgesetzter von etwa 1.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern beschäftigt das Thema dauerhaft. Der bestmögliche Schutz der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hat Vorrang vor allem. So musste sich das Arbeitsleben der Kreisverwaltung völlig verändern. Abläufe oder Innovationen, die bisher vielleicht unüblich waren, werden umgesetzt und gehen jetzt schon – nach ein paar Wochen Praxis – unbemerkt in Normalität über. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, aber ich selber auch, arbeiten statt mit Besprechungen und persönlicher Anwesenheit seit mehreren Wochen mit Telefon- und Videokonferenzen. Webinare sowie flexibles Arbeiten von zu Hause oder aus dem Büro gehören ebenso dazu. Das hat gut geklappt! Ich habe viele Erfahrungen sammeln können und schon jetzt zeichnet sich ab, dass genau dieser Bereich bei der Kreisverwaltung weiter ausgebaut wird. Gerade als zertifizierter Arbeitgeber im Bereich „Vereinbarkeit von Beruf und Familie“ werden wir hier weiter voranschreiten.

Ein Bereich, der bisher mit großen Herausforderungen für die gesamte Region verbunden war, erlebt ebenso weitreichende, aber teilweise auch positive, Auswirkungen der Coronakrise: Auf den Straßen des Rhein-Sieg-Kreises und der Region ist viel weniger Verkehr unterwegs. Ein Grund dafür ist, dass viele Menschen von zu Hause aus arbeiten – der Pendlerverkehr ist überschaubar geworden. Das zeigt, dass wir mit unserem Projekt “Jobwärts.einfach.besser.pendeln“ im Rahmen des Betrieblichen Mobilitätsmanagements genau richtig liegen. Gemeinsam entwickeln hier die Stadt Bonn, der Rhein-Sieg-Kreis und das Zukunftsnetz Mobilität mit Arbeitgebenden innovative Mobilitätsangebote für Pendlerinnen und Pendler. Hier werden wir weiter intensiv an Lösungen arbeiten.

Insgesamt begreife ich die Krise in erster Linie als große Chance – aus dieser Zeit zu lernen, ist unsere Verpflichtung, auch wenn es an der ein oder anderen Stelle schmerzhaft ist. Es gilt nun also, Abläufe zu hinterfragen, zu evaluieren und zukunftsweisende Lösungen zu installieren.

Die Einladung zu einem Beitrag für RheinPublik hat der Bonner OB mit einem Video beantwortet.
Die Corona-Krise erfasst immer mehr Handwerksbetriebe in der Region. Mittlerweile ist nahezu jeder Betrieb von den Auswirkungen betroffen.
Aktuell ist kommunale Entschlossenheit gefordert: Das Handwerk in der Region braucht jetzt Aufträge!   Die Auswirkungen der Corona-Krise erfassen das Handwerk weiter mit voller Wucht. Machen wir uns nichts vor: Existenzen hängen am seidenen Faden. Trotzdem stecken die Betriebe den Kopf nicht in den Sand und zeigen in der Krise, dass sie auch unter er-schweren Bedingungen viele Wünsche erfüllen können. Um diesen Wünschen nachzukommen, braucht das Handwerk aber eben auch Kundinnen und Kunden!   Mein Appell richtet sich vor allem an die Kommunen: Wir dürfen nicht darauf warten, dass es vorbei ist. Habt Mut zur Entschlossenheit. Habt Mut zur Auftragsvergabe. Verfallt nicht in Schockstarre! Es gibt genug zu tun! Das Handwerk in der Region braucht jetzt Aufträge!   Ich denke dabei vor allem an Gebäude in kommunaler Trägerschaft, wie zum Beispiel Schulen, Kindergärten, Schwimmbäder, Sporthallen und Verwaltungsgebäude, die jetzt – bei verordnetem Leerstand – renoviert oder saniert werden können. Aktuell sind von den Regierungen in Land und Bund sowie sogar von der EU die engen Regulierungen bei öffentlichen Vergaben gelockert worden. Folglich können sehr viel häufiger und kurzfristiger Direktvergaben an Unternehmen erfolgen.   Die bestehenden Rahmenverträge mit Betrieben könnten in der Auftragssumme angehoben werden, in Köln beispielsweise von 5.000€ auf 20.000€. Und nicht zuletzt ist es wichtig, dass das Zahlungsziel, also der Termin zur Begleichung der Rechnung, von aktuell durchschnittlich 30 Tagen deutlich reduziert wird. Unstrittige Rechnungen müssen umgehend bezahlt werden.   Kommunen könnten die Auftragsvergabe durch private Investoren auch dadurch beschleunigen, dass Baugenehmigungen oder andere Bescheide zügiger erteilt werden. Jeder Mitarbeiter, jede Mitarbeiterin in den Verwaltungen trägt Verantwortung dafür, Arbeitsplätze  in der Region zu halten oder sogar neue zu schaffen als Ausgleich für andere, die wegfallen, zum Beispiel durch wegbrechende Exporte von Kraftfahrzeugen.

Foto © ZDH/Schüring